Irland-Tour 2005

Die Vorgeschichte

Natürlich habe ich das Buch "Die Feuerzangenbowle" gelesen. Nicht nur einmal. Und natürlich habe ich auch den dazu gehörigen Film gesehen. Nicht nur einmal. Buch und Film aber sind nur Fiktion. Da schreibt einer was, was gar nicht war, was gar nicht ist - und trotzdem wird Generationen später noch darüber geredet.

Und was machen wir? -  Wir brauchen nicht mal eine Feuerzangenbowle. Es reichen schon drei, vier Flaschen Bier und schon ist eine Idee geboren. Und dann gibt's nicht nur einen, der eine Geschichte draus macht. Nein, es wird nicht nur geredet und geschrieben - es wird gemacht.

Nach mehr als dreißig Jahren rücken wir wieder zusammen und machen da weiter, wo wir aufhörten. Aufhörten, auseinander drifteten, weil wir plötzlich Familie hatten. Oder eine Freundin, die die andern einfach nur doof fand, oder, oder, oder... 

Jeder kennt das, der über dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Gespürt hatten wir's ja schon vorher  Jetzt mit über 50 wissen wir's. Aber wir wissen auch, dass es für alles eine Zeit gibt. Und jetzt ist die Zeit, wieder zu den Wurzeln zurückzukehren.


Die Geburt der Idee

Warstein, Sommer 2004

Im Spätsommer - konkret am 25. September 2004 - trifft sich die alte Clique fast komplett in Warstein bei unserem Freund Peter Erk. 


Peter, Warstein 25.9.2004

Nein, das ist nicht der neue Papst und das ist auch kein Heiligenschein auf bzw. um den Kopf. Das ist Peter beim Denken. Und er denkt vermutlich, es wäre eine tolle Sache, einmal gemeinsam mit uns nach Irland zu ziehen, um dort für einige Tage zu Angeln, abends in irgendeinem Pub herumzuhängen und im übrigen einfach die Seele baumeln zu lassen. Ich denke, dass er das denkt. Denn kurz drauf steht plötzlich genau diese Idee im Raum. Und, wie das so nach ein paar Bierchen in geselliger Runde ist: Alle finden die Idee toll und wollen mit. Alle, das sind wir:


Alte Chlique, Warstein 25.09.2004


Die Chrew

Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hatte, bleibt noch folgender harte Kern übrig, der die Sache durchzieht:


Dietrich (Käpt'n)

Bernd

Detlev

Edgar


Ferdi

Da der sechste Mann ausfällt, springt Bernds Lebensgefährtin Heidi ein 


Heidi

 


Der Plan

Altenstadt, 28.05.2005, Vortreffen

Es wird langsam ernst. Reden kann man über alles. Schreiben auch. Machen ist was andres. Immer das selbe. Ich hatte das früher schon mal analysiert, auf einer einsamen Radtour: Die Vergangenheit, die ist gut, die tut nicht weh. Reden ist angesagt. Oder Schreiben. Die  Zukunft ebenso. Reden reicht aus, oder  Schreiben. Gegenwart? -  Die Gegenwart ist anders, die Gegenwart heißt:  Machen! Und langsam wird die Zukunft Gegenwart. In zwei Wochen geht's los. Also machen.

  Zum Beispiel Knoten machen. Palstek, Kreuzdingsbums, Tampen belegen und auf die Fender aufpassen. Die Schlange kommt aus dem Teich, geht um den Baum, taucht wieder in den Teich. Aber was ist der Teich und wo ist der Baum? Wie mache ich ein Auge oder einen See? In den Schleusen um Himmels Willen das Boot nicht festzurren! - Römisch Katholisch anlegen oder Päckchen bilden?  Slaintje! Wir schaffen das schon.

Die Grundverpflegung (Guinness ....) wird im voraus bestellt. Leider ist Peter mit der Angel nicht dabei. Vielleicht nächstes mal. Hans ist  auf Zypern. Schade. Vielleicht auch nächstes mal. Wenn das klappt - und es klappt gewiss - wird es eine Renaissance geben. Ist alles schon ganz schön verrückt. Wenn ich den Gesprächen folge, merke ich erst, wie weit wir uns alle schon voneinander entfernt hatten. Alleine die Zeitspanne: mehr als 30 Jahre! So lange leben andere gar nicht. Und wir knüpfen jetzt da an, wo wir vor über 30 Jahren aufgehört hatten. Und es funktioniert. Funktioniert es? -  Werden sehen!

Alles ist geregelt. Wir treffen uns übernächsten Samstag (11. Juni 2005) morgens um 4:00 Uhr bei mir: Oberstedten, Borngäßchen 1. Von hier aus geht's zum Flughafen Köln-Bonn. Und dann nach Irland. 


Die Tour

Samstag, 11. Juni 2005

 

  03:00    Oberstedten, Borngäßchen 1

Pünktlich klingelt der Wecker. Gleich zwei von diesen Dingern hatte ich vorsichtshalber aktiviert. Zum verabredeten Zeitpunkt - 04:00 Uhr - stehe ich hier, abmarschbereit. Pack jetzt mein Tagebuch ein und begebe mich auf den Weg, vor zur Hauptstraße und die beiden Fahrer Dietrich und Edgar abzufangen.

10:15     Williamstown Harbour, Reception "Shannon Castle Line"


Bernd, Heidi, Dietrich in Williamstown. Fotograph: E. Weider

Irische Zeit, Uhren sind um eine Stunde zurückgestellt worden; wir warten auf die Bootsübergabe.

Rückblick: Nachdem die Mannschaft schon nervös mit den Hufen scharrt, trifft gegen 4:20 auch der Käpt'n ein. Wir sind komplett und fahren los. Über Königstein, Bad Camberg geht's auf die BAB Frankfurt - Köln zum Flughafen Köln-Bonn. Bei dem Zahn, den Dietrich vorlegt, holen wir die paar Minuten Verspätung schnell wieder auf. Alles ist wie damals...

Kurz vor 6:00 sind wir bereits am Flughafen, stellen die Autos im Parkhaus ab. Gefahren bin ich zusammen mit Detlev in Ede's neuem 5-er BMW. Im zweiten Auto sitzen Dietrich (als Fahrer) Heidi und Bernd. Wir haben gerade noch Zeit für eine Tasse Kaffe, dann heißt es auch schon "einchecken".


Unser Flieger. Fotograph: E. Weider

Mit Hapag-Lloyd geht's weiter zum Shannon Airport. Dietrich hat alles super organisiert. Am Shannon Airport angekommen, wartet dort der bestellte Shuttle-Service, der uns zu dem kleinen Hafen Williamstown bringen wird. Etwa eine Stunde sind wir auf engen, kurvenreichen Landstraßen unterwegs. Bisher sind wir übrigens ohne Regen ausgekommen. Im Gegenteil: Das Wetter sieht ganz vielversprechend aus. Es ist sonnig und warm (ca. 20°), der Himmel zeigt sich "heiter bis wolkig", es weht ein leichter Wind.

Der River Shannon, der sich uns vor Williamstown als ausgewachsener See (= Lough Derg) präsentiert, liegt ruhig vor uns. Ca. 20 Boote - die meisten Charter Boote der Shannon Castle Line - liegen in dem winzig kleinen Hafenbecken. Dietrich arbeitet an der ersten Tagesroute. Anvisiertes Ziel: Terryglass.

Unterwegs hierher haben wir uns schon prima unterhalten, haben ca. 40 Lebensjahre im Schweinsgalopp durchgehechelt.War höchste Zeit, dass wir mal so etwas auf die Reihe gebracht haben. Soviel steht jetzt schon fest.


Käpt'n Dietrich
Fotograph: E. Weider

11:00    Williamstown Harbour, Instruction


Erste Begegnung mit dem Boot..
Fotograph: E. Weider
Angus, der Boss von Shannon Castle Line, weist uns in die Geheimnisse der Shannon-Schifffahrt und die des Bootes ein. Unser Schiff heißt übrigens Dromoland Castle, hat ein Gewicht von 16 t und ist mit sechs Personen "gut" besetzt. Zur Not können auch 8 Personen darauf wohnen, empfehlen würde ich das aber niemandem. Wir erhalten auch ein paar Tipps bezüglich Ortschaften, Sehenswürdigkeiten und der lokalen Pubwelt: "...J.J.Hough's in Banagher, Good Pub with lots of fun, but not very clean. Don't wear white trousers, they won't stay white. And handle the Irisch with care, especially when the night is getting later...". Die Klosterruine Clonmacnoise liegt ebenso auf der Route.

15:30    Williamstown Harbour

Haben soeben den praktischen Teil der Instruction absolviert. Der Hafen von Williamstown hat eine verdammt enge Einfahrt und unser Boot ist mit seinen 16 t nicht gerade klein; es ist eines der größten von denen, die hier liegen. Das Rausfahren hat noch der Instructor gemacht, das Reinfahren mit anschließendem Wendemanöver im engen Hafenbecken und Rückwärts-Anlegen an der Jetty  ist jetzt Käpt'n Dietrichs Aufgabe. Aber er packt's ganz locker. Vorher hatten wir "draußen" auch schon mal das Anlegen geübt. Da müssen dann alle Mann ran: Springen, Seile werfen, Tampen belegen etc.

So, jetzt fassen wir noch mal Proviant, dann geht's los - jetzt ohne fremde Hilfe.

Wir verlassen den kleinen Hafen von Williamstown wieder durch dessen schmale Einfahrt und befahren Lough Derg in Richtung Norden. Dietrich übergibt das Ruder an Edgar, ich übernehme den Ausguck und suche die Bojen, die die Fahrrinne markieren: Links die roten, rechts die schwarzen. Immerhin habe ich jetzt endlich deren Bedeutung kapiert. Flussaufwärts gesehen bestimmen die schwarzen Bojen den rechten und die roten Bojen den linken Rand der Fahrrinne. Das gleiche gilt für die Einfahrt in einen Hafen. Neben der - oft verblichenen - Farbe spielt auch die Form der Boje eine Rolle. Die roten sind immer rund, die schwarzen rechteckig oder quadratisch. Gefahren wird - wie bei uns auf der Straße - immer rechts.


Beginn der Bootsreise bei Williamstown. Fotograph: E. Weider

Wir lassen die Insel Illaunmore rechts liegen, ebenso die Cormoran Islands und Goats Road. Wir passieren den Stick Rock, den Hafen von Kilgarvan und gelangen schließlich nach Terryglass, unserem eigentlichen Tagesziel. Leider ist es aber etwas spät geworden und im Hafen ist kein Platz mehr für uns. So beschließen wir, weiterzufahren bis Castle Harbour bei Portumna, das ist gerade gegenüber auf der anderen Seite des Sees. Leider auch ein schwieriger, enger Hafen. Ein einziger Liegeplatz ist für unser "dickes Schiff" geeignet. Das Anlegemanöver gelingt, aber wir legen (rückwärts) ziemlich hart an und Käpt'n Dietrich ist sauer. Bernd verletzt sich obendrein beim Springen und die Stimmung ist kurzfristig etwas gereizt.

Zu Fuß brechen wir auf in das nahegelegene Portumna. In Dalton's Bistro in der Mainstreet wird gegessen. Anschließend kehren wir zurück aufs Boot, wo wir gemütlich zusammen sitzen, quatschen, trinken, Gitarre spielen. So klingt der erste Tag gemütlich aus.


Sonntag, 12. Juni 2005

10:45 Portumna Bridge

Gegen 08:00 Uhr wird einer nach dem andern wach. Nach einem ausgiebigen Frühstück an Bord brechen wir auf, erreichen gegen 10:45 Portumna Bridge. Wir haben jetzt Lough Derg verlassen und erleben den Shannon von nun an als Fluss. Wir legen vor der Brücke an und warten. Die Brücke wird vom Brückenwärter nur zu bestimmten Zeiten für den Schiffsverkehr geöffnet. Es handelt sich um eine Drehbrücke, eines der Brückenglieder wird zur Seite weggedreht und damit der Weg für die Schifffahrt freigegeben. Der Straßenverkehr ruht dann so lange. Um 11:00 Uhr ist es dann schließlich so weit und wir können passieren.


Portumna Bridge. Fotograph: E. Weider

Das Wetter zeigt sich heute leider nicht von seiner besten Seite. Wir sind heute früh bei leichten Regen und wenig sommerlichen Temperaturen losgefahren.

Übrigens: Wenn man beim Anlegen die Tampen wieder zurück an Bord führt und dort belegt, erleichtert das das spätere Ablegmanöver ungemein. Du kannst dann alles von Bord aus erledigen, es muss keiner zurückbleiben und dann an Bord springen.


On Bord, Morgen des 12. Juni 2005. Fotograph: E. Weider

13:15  Meelick Lock

Wir passieren Meelick Lock (Lock = Schleuse). Es regnet nicht mehr, ist aber noch empfindlich kalt.

Die Strecke von Portland bis zur Schleuse stand ich selbst am Ruder, Dietrich und Edgar haben abwechselnd navigiert. Detlev hat sich in der Kombüse nützlich gemacht und Spagetti gekocht. Dietrich lieferte die Sauce dazu. Prima.

14:30 Banagher


Banagher. Fotograph: E. Weider

Wir legen im Hafen von Banagher an, unserem heutigen Tagesziel. Zusammen mit Edgar breche ich zum Komplettieren der Lebensmittelvorräte auf und verbinde das mit einem kleinen Stadtbummel. Den Nachmittag über macht dann jeder so, was er gerade will: Karten spielen, Dösen, auf der Gitarre mal ein paar neue Lieder üben (irische natürlich). Abendessen gibt's diesmal auch an Bord. Anschließend gehen Edgar, Dietrich, Heidi und ich noch einmal in's Dorf. Ich hatte mich an den Tipp vom Instructor erinnert: "J.J. Hough's in Banagher ..." You remember? -"Don't wear white trousers!"  Okay, da wären wir also. Der Tipp war gut - und die Beschreibung treffend. Wie das in irischen Pubs so ist, sieht es ein wenig nach Flohmarkt aus. Man hat das Gefühl, dass alles mal abgestaubt werden müsste. Bloß: Hoffentlich macht's keiner wirklich. Der Schmutz ist wie Patina. Hier ordentlich aufzuräumen, hieße, die ganze Atmosphäre zu zerstören.

Als wir eintreffen, läuft ein Band oder eine CD. Gipsy Kings. Schön, aber nix Irish, nix live. Mit wissender Miene mache ich meinen Kollegen klar, dass das heute auch nicht mehr so das Wahre ist mit den Irish Pubs und dass man das leider öfter erleben muss. Aber ich werde eines Besseren belehrt. Während ich noch so vor mich her brummele, füllt sich der Raum mit ständig neuen Gästen.. Einige haben auch ein Instrument mitgebracht. Bodrums sind zu sehen, eine Ziehharmonika, ein Banjo. Plötzlich setzt sich ein schon etwas älteres Mädchen an das ebenfalls nicht mehr ganz junge  Klavier und haut in die Tasten. Der Barkeeper macht die Disko aus and the band begins to play ..

Das Repertoire besteht aus einer "veririschung" aller gängigen Songs dieser Welt, von Danny Boy über Tipperary bis hin zur Rosamunde. Klingt alles ein wenig wie Cajun-Music, teilweise erinnert es mich auch an die Spielorgel eines Kinderkarussells. Und manchmal singt das alte Mädchen dann auch und manchmal trifft es sogar die richtigen Töne. Macht aber alles nichts, denn sicher getroffen werden Herz und Gemüt. Später kommt dann noch eine "wirkliche" Sängerin hinzu, die macht ihr Sache gut. Wir hören zu, schwätzen, trinken unser Guinness und hängen unseren Gedanken nach.

Was sich auf den Pubbesuch äußerst positiv ausgewirkt hat, ist der Umstand, dass die Iren es geschafft haben, das Rauchen in Pubs und Gaststätten gänzlich zu verbieten. Hut ab! - Ich hätte das vor wenigen Jahren noch für schlichtweg unmöglich gehalten. Da ich selbst Gelegenheitsraucher bin, war ich zuerst vom Rauchverbot etwas genervt. Aber ich muss  gestehen, dass die Vorteile überwiegen. Gerade wenn man auf Reisen ist und nicht unbegrenzt Vorräte an Kleidungsstücken mit sich führt, ist es ganz zweckmäßig, dass man sein Hemd auch nach dem Kneipenbesuch noch eine Weile tragen kann ohne gleich für eine wandelnde Räucherkammer gehalten zu werden. Was den gesundheitlichen Aspekt anbelangt, braucht man überhaupt nicht darüber zu reden. Meine Lungen werden es mir morgen früh danken. 

 Gegen 00:30 liegen wir alle zufrieden in unseren Kojen.


Montag, 13. Juni 2005

09:30 Banagher

Wir verlassen den Hafen von Banagher in Richtung Clonmacnoise. Die Manöver gelingen jetzt besser, die Crew spielt sich ein. Apropos einspielen: Gestern vergaß ich zu berichten, dass wir einmal mit dem Boot aufsetzten. Ich hatte gerade "frei" und mich für ein paar Minuten hingelegt. Ich war  wohl eingenickt, als ich plötzlich durch einen heftigen Ruck unsanft geweckt wurde. Dabei hörte ich Geräusche, wie ich sie vom Titanic-Film in Erinnerung habe. Ich stürzte an Deck, aber da war schon wieder alles unter Kontrolle. Wir waren wohl dem Ufer zu nahe gekommen und hatten Bodenkontakt. Zum Glück ohne erkennbaren Schaden für Mannschaft und Schiff.

Wenn man sich das Schiff genauer anschaut, stellt man rasch fest, dass das mit dem Bootfahren doch nicht sooo einfach ist, wie manche glauben. Überall Beulen und Kratzer. Und die Reling ist an mehreren Stellen eingeknickt. Das entsteht immer dann, wenn man die Leinen (= Tampen) nicht unter der Reling durchreicht, sondern über die Reling wirft. Macht man das Schiff so fest, reicht eine Welle und die Reling ist im Eimer. Ich kann eigentlich gar nicht verstehen, dass man Boote dieser Größenordnung - die sowohl einen enormen Wert als auch ein nicht unerhebliches Gefahrenpotential darstellen - hier in Irland auch an Personen ohne Bootsführerschein verleiht. 


Bounty. Quelle. Internet
Ein paar Grundkenntnisse sollte man schon mitbringen und ich bin ganz stolz auf unseren Käpt'n Dietrich, der die Sache wirklich unter Kontrolle hat. Manchmal übertreibt er natürlich auch. Dann gehen wir ein Bounty essen. Das hilft, denn er will nicht wie sein Kollege Bligh  nach einer Meuterei im Beiboot enden. Wir haben nämlich überhaupt kein Beiboot. Es  bliebe ihm also nur das Wasser... 

 

Jetzt fahren wir wieder - wie gestern, nur hoffentlich ohne Grundberührung - den Shannon hinauf. Links und rechts grüne Wiesen und Weiden hinter dem Schilfsaum der Uferzone. Der Shannon fließt ruhig, der Himmel zeigt sich leicht bewölkt, die Sonne ist wenigsten gelegentlich zu sehen. Wir haben die Flybridge verlassen, steuern von "unten".

13:50  Clonmacnoise

Wir verlassen Clonmacnoise in Richtung Athlone. Einzelheiten später. Ede, Dietrich, Heidi & ich waren im ehemaligen Kloster, Detlev war alleine unterwegs, Bernd blieb an Bord.


Clonmacnoise. Fotograph: E. Weider

Clonmacnoise, wie kann ich diesen Ort treffend beschreiben? - "Klosterruine" wäre wohl die knappste, für jeden verständliche  Beschreibung dessen, was man heute noch sieht. Das reicht aber nicht aus, die frühere Bedeutung dieses Ortes zu beschreiben und zu würdigen. Versuchen wir's man mit einem kleinen Auszug aus dem offiziellen Informationsblatt: 


"Clonmacnoise. Die Überreste der altertümlichen religiösen Siedlung Clonmacnoise im Süden von Athlone gehören zu den weitläufigsten ihrer Art in Irland. Der Name bedeutet so viel wie "Wiese der Söhne von Nos". Gegründet wurde es bereits 548 von St. Ciarán, dem Sohne eines Handwerksmeisters. Seine zentrale und verkehrsgünstige Lage am River Shannon trug dazu bei, dass sich Clonmacnoise zu einem wichtigen Zentrum für Religion, Bildung, Handel, Handwerk und Politik entwickelte. Als Ort der Grabstätte von St. Ciarán zieht Clonmacnoise nun schon seit fast 1.500 Jahren Pilger an." 

Hier sind wir also jetzt. Für 5,00 € haben wir Zutritt und nehmen an einer ca. 20 minütigen Führung in Englisch teil, von der wir allerdings nicht viel verstehen. Schuld daran sind weniger mangelnde Sprachkenntnisse, als vielmehr die Stärke der Gruppe und die des Windes...

Wir sehen den typisch irischen runden Fluchtturm, in den sich die Einwohner/Mönche zurückzogen, wenn sie mal wieder von den Wikingern überfallen wurden. Cloigtheach (Gälisch = Glockenturm) heißen diese Rundtürme, die in Friedenszeiten als Glockentürme dienten und in Notzeiten als Zufluchtsort. Diese zweite Funktion war oft von Nöten, denn der Reichtum der Gemeinde zog offenbar nicht nur Fremde, sondern auch Plünderer aus den eigenen Reihen an. Später übernahmen diesen "Job" dann die Engländer, die Clonmacnoise 1552 nieder brannten und wohl endgültig zerstörten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man brav immer wieder neu begonnen, die Spuren der Zerstörung zu beseitigen. Zug um Zug wurden dabei die Holzbauten durch Steinkonstruktionen  ersetzt die nicht so leicht zu zerstören waren. Diesem Umstand verdanken wir, dass es an dieser Stelle heute überhaupt noch etwas zu sehen gibt.


Clonmacnoise, Fluchtturm.
Fotograph: E. Weider



Flüsterbogen. 
Fotograph: E. Weider

Neben besagtem Turm sind das die Reste mehrere Kapellen und die der ehemaligen Kathedrale, sowie ein zweiter Glockenturm. Interessant ist der Flüsterbogen im Eingang der Kathedrale, von dem berichtet wird, dass dort die Beichte abgenommen wurde. Auf der einen Seite des Bogens stand der reuige Sünder, auf der anderen Seite der Priester. Durch Flüstern konnten sich beide verständigen, ohne dass ein Dritter was hörte. Wir haben das natürlich auch ausprobiert. Es funktioniert.

Wir durchqueren den alten Friedhof mit seinen zahllosen Grabplatten und -tischen. Wir erfahren, dass die älteste Kapelle gerade mal Platz für 8 Personen hatte. Nach ihrer Zerstörung holten die Landwirte aus der Umgebung in jedem Frühjahr einen Eimer Erde aus dem ehemaligen Innenraum der Kapelle, um mit dieser "geheiligten Erde" für eine gute Ernte auf ihrem Land zu sorgen. Ob das was genutzt hat, wissen wir nicht. Geschadet hat es jedenfalls der alten Kapelle, deren Fundamente langsam untergraben wurden und deren Wände sich gefährlich nach innen neigten, bis sie schließlich einzustürzen drohten. Inzwischen hat man diesen Brauch abgestellt, indem man den Boden mit schweren Platten versiegelte.


Clonmacnoise, Friedhof. Fotograph: E. Weider

Und dann gibt es in Clonmacnoise natürlich noch die berühmten Keltischen Hochkreuze zu sehen, drei an der Zahl. Die Originale - die sich jetzt im angeschlossenen Museum befinden - wurden inzwischen durch Replikkate ersetzt, damit der Zahn der Zeit sein Zerstörungswerk nicht ungehindert fortsetzen kann.

Den Abstecher an Land beenden wir mit einem Besuch des Museums und des Cafés.



River Shannon. Fotograph: E. Weider


Detlev als Steuermann. Fotograph: E. Weider


Käpt'n & Navigator. Foto: E. Weider


15:30 Athlone

Wir erreichen die Schleuse von Athlone.


Athlone, Schleuse. Fotograph: E. Weider

17:30 Athlone, Marina, Tagesziel

Komme gerade vom Einkaufen zurück, bereite mit Dietrich das Abendessen vor. Das Fleisch fehlt noch, Bernd ist noch unterwegs.


Detlev, mit Tinwistle
Fotograph: E. Weider

Dietrich zaubert aus den mitgebrachten Lebensmitteln für uns ein wunderbares Abendessen: Geschnetzeltes vom Rind mit Salzkartoffeln an Buttermöhrchen. Ich schnippele noch einen gemischten Salat dazu.

Den Abend verbringen wir an Bord. Uns fehlt nichts. Wir unterhalten uns prima und ab zu kommt auch mal die Gitarre zum Einsatz. Und - neu im musikalischen Rahmenprogramm: Detlev's Tinwistle, die er sich heute in Clonmacnoise gekauft hatte.

Dazu fließt das Guinness in gehörigen Mengen durch den Schlund (nur nicht bei  Detlev, der ist clean). Der  Whiskeyvorrat ist bereits aufgebraucht und wir machen uns über den Asbach her. Gegen Mitternacht liegt jeder in seiner Koje.


Abend an Bord, Athlone. Fotograph: E. Wedter


The Wistler. Und endlich mal ist der Fotograph selbst zu sehen



Dienstag, 14. Juni 2005

10:00  Athlone, Marina (Marina = Boots-/Jachthafen)

Haben gefrühstückt, eingekauft und aufgeräumt. Ich habe ein paar Minuten Zeit zum Tagebuch schreiben. Die Nacht war nicht so gut, habe heftige Kopfschmerzen. Das fing gestern schon an. Das ist aber nichts, gegen die Probleme, mit denen Bernd zu kämpfen hat. Er konnte überhaupt nicht schlafen wg. Atemnot, hat die ganze Nacht im Sitzen im Salon verbracht. Normalerweise hat man doch am dritten Tag einer Reise diesen Tiefpunkt - aber heute ist doch schon der vierte!? Last but not least ist heut' auch das Wetter nicht gar so doll: Es regnet! - Käpt'n  Dietrich bastelt an der Tagesroute. Es geht heute noch einmal flussaufwärts...


Käpt'n Dietrich & Protokollführer. Fotograph: E. Weider

13:00 Hodson's Bay, Lough Ree

Nach nur relativ kurzer Kreuzfahrt legen wir im Hafen von Hodson's Bay an. Karte verloren, Handtuch verloren. Ganz schön stürmisch heute. Rückblick:

Kurz nachdem wir den Hafen von Athlone verlassen hatten, erreichten wir den zweiten Abschnitt unserer Reise, an dem sich der River Shannon zu einem See verbreitert: Wir befuhren Lough Ree. Da wir nicht unbegrenzt Zeit haben und irgendwann einmal umkehren müssen, war das heute der Tag, an dem wir - mit einem leichten Seufzer - den Wendepunkt unserer Tour ins Visier nehmen mussten. Nach langen Hin und Her hatten wir deshalb morgens beschlossen, nicht zu weit nach Norden vorzudringen, sondern uns lieber den südlichen Teil dieses Gewässers etwas näher zu betrachten.


Lough Ree. Fotograph: E. Weider

Vom Navigieren erinnere ich mich noch an die Namen Inner Lake, Hare Island, Coosan, Portamena. All das befindet sich im südöstlichen "Zipfel" des Lough Ree - und das waren die markanten Punkte unseres heutigen Trips. Eigentlich hatten wir ein wenig mehr vor, aber unterwegs wurde es plötzlich so stürmisch, dass wir die Flybridge verlassen mussten und aus dem Salon heraus ruderten und navigierten. Der Sturm hat uns um die Seekarte gebracht;  gleichzeitig musste ein Handtuch daran glauben, das wir zum Trocknen aufgehängt hatten. Die große Runde auf dem Lough Ree wäre damit begraben.

So liegen wir jetzt hier im Hafen von Hodson's Bay. Von der Anlegestelle aus blicken wir direkt auf das Hodson's Bay Hotel; unmittelbar daneben entsteht gerade ein zweiter Baukomplex. Irland boomt. Ede und ich gehen wieder mal als Späher an Land und übernehmen die Erkundigung der Umgebung. Aufgabe: Suche nach Nahrungsmitteln und Pubs. Wir entschließen uns für den Weg rechts des Hotels und der Baustelle. Negativ. Dann nehmen wir den linken Weg. Wir finden einen großzügig angelegten Golfplatz aber ansonsten nicht viel. Nach einer halben Stunde kehren wir unverrichteter Dinge wieder um. Das heißt wohl: Wieder ein Abend an Bord. Mir persönlich macht das überhaupt nichts aus, habe immer noch mit meinen Kopfschmerzen zu kämpfen und beschließe für mich, mal einen absoluten Ruhetag einzulegen. Ich spiel' mit Ede und Dietrich noch ein paar Runden Skat, dann ziehe ich mich zurück in die Koje.


Hodson's Bay, Blick auf Hotel und Baustelle. Fotograph: E. Weider

Dietrich kümmert sich wieder um das Abendessen. Diesmal gibt es Tomatensuppe, Schinkennudeln und Salat. Detlev war mittlerweile auch noch mal an Land, zeigte etwas mehr Ausdauer und fand tatsächlich noch ein Lebensmittelgeschäft, aus dem er die frischen Zutaten zum Salat auftrieb. Lob sei ihm und Dank. 

Beim Versuch, zu spülen, stellen wir plötzlich fest, dass wir ohne Wasser sind. Dabei hatten wir doch gestern erst - in Athlone - die Tanks aufgefüllt!? - Des Rätsels Lösung: Offenbar waren wir einer Luftblase aufgesessen, als die Tanks voll zu sein schienen. Wir haben Glück. Direkt an der Anlegestelle befindet sich ein Wasserhahn und wir können erneut auffüllen. Diesmal läuft das Wasser fast eine Stunde (!), bis die Tanks schließlich wirklich voll sind. 

Mit Ausnahme eines kleinen Abendspaziergangs verbringe ich die Zeit nur in meiner Koje. Habe ein wahnsinniges Schlafbedürfnis und fühle mich grippig. Deswegen krieg' ich auch gar nicht so recht mit, was der Rest an diesem Abend so treibt.


Mittwoch, 15. Juni 2005

10:00 Hodson's Bay

Neuer Tag, neues Glück. Kopfweh weg! Fühl' mich wieder fit. Es ist jetzt 10:00 Uhr. Wir befinden uns im Hafen von Hodson's Bay und sind bereit zum Auslaufen.

11.45 Athlone


Blick auf Athlone (Wasserturm) v. Lough Ree. Fotograph: E.Weider

Haben soeben die Schleuse von Athlone flussabwärts passiert und dabei Ede verloren (kauft noch frischen Fisch ein). Warten jetzt ca. 100 m. flussabwärts hinter der Schleuse. Ich habe soeben wieder meine Handy-Erfahrungen gemacht und ca. 10,00 € für das Versenden von 2 MMS mit netten Bildchen von der Tour verbraten. Das reine Telefonieren ist o.k. - jeden anderen Schnickschnack sollte man tunlichst vermeiden. So schlau war ich vor einem Jahr schon einmal.

12:00 Shannon River

Sind mittlerweile wieder auf den Shannon, aber jetzt flussabwärts. Das heißt, die roten Bojen sind jetzt rechts - pardon: steuerbord - voraus. Ede ist wieder bei uns. Mit Fisch.


Dietrich & Detlev. Fotograph: E. Weider


Bernd am Ruder. Fotograph: E. Weider


River Shannon, Clonmacnoise. Fotograph: E.Weider

13:00 Shannon River

Passieren Clonmacnoise. Leider ist das Wetter nicht mehr so schön, wie am Tag der Ankunft. Andererseits ist uns die große Wetterkatastrophe bisher erspart geblieben. Der Himmel ist zwar wolkenverhangen, aber es regnet (zur Zeit) nicht (mehr) und es ist angenehm mild. Wenn es bisher regnete, dann zumeist nachts oder tagsüber nur mal ganz kurz, so dass man eigentlich nicht meckern kann. Wer nach Irland fährt, um braun zu werden, sollte es eh lieber bleiben lassen.


Clonmacnoise. Fotograph: E. Weider

18:00 Meelick

Wir legen in Meelick an. Es ist Ede's erstes Anlegemanöver. Hat gut geklappt. Wir liegen am Kai und haben die Schleuse und das Wehr flussabwärts vor uns. Rückblick:

Auf der heutigen Tagesetappe erlebten wir den Shannon wieder als Fluss, nicht als See. Wir sahen links und rechts Viehweiden, auf denen zumeist Rinder grasten. Schwarze, Schwarzbunte und Braune waren zu sehen, wie immer die einzelnen Rassen auch heißen mögen. Manchmal sahen wir auch Pferde; die sonst üblichen Schafe waren dagegen auf diesem Streckenabschnitt nicht zu erblicken. An freilebenden Tieren findet man hier vor allem Wasservögel: Enten, Schwäne und vor allem Kormorane, die es hier zahlreicher zu geben scheint als Reiher.

Am Kai von Meelick wurde ich von zwei Hunden begrüßt, mit denen ich spontan Freundschaft schloss. Während ich noch mit den beiden beschäftigt bin, sind Ede und Detlev schon wieder als Späher unterwegs. Der Auftrag ist immer noch der Gleiche: Pubs und Lebensmittel gilt es zu finden. Mein Handy habe ich zwischenzeitlich mit einem einzigen Gespräch mit Markus "leer" telefoniert. Monika kann ich schon seit Tagen nicht erreichen, eben so wenig  Michi und Simone.

Das Manövrieren flussabwärts ist deutlich diffiziler als in entgegengesetzter Richtung;  insbesondere an den Stellen, an denen die Flussufer näher zusammenrücken und die Strömung anschwillt. Wenn dann plötzlich noch Gegenverkehr aufkreuzt, kann es selbst auf dem ansonsten ruhigen Shannon schlagartig recht brenzlig werden. Wirklich gefährliche Situationen sind uns aber bisher erspart geblieben.

Gegen Abend zeigt sich sogar das Wetter wieder einmal von seiner Schokoladenseite: Die Sonne scheint, es ist nahezu windstill und angenehm warm. Aber eben warm,  nicht schwül, wie das bei uns zu Hause so oft der Fall ist, wenn sich tatsächlich im Sommer die Sonne einmal sehen lässt.

Zum Abendessen werden wir noch einmal von Käpt'n Dietrich verwöhnt: Es gibt frischen Fisch (Kabeljau, von Ede in Athlone eingekauft) mit Salzkartoffeln und Salat.


Captain's Dinner, Meelick Kay. Fotograph: E. Weider

22.30 Meelick

Wir kehren zurück von einem Abendspaziergang. Wir, das sind Heidi, Dietrich und ich. Waren bei Meelick-Church. Eigentlich waren wir losgezogen, einen Pub zu finden (was am Nachmittag Detlev und Ede schon nicht gelang). Wir können jetzt das Ergebnis bestätigen: Hier gibt es meilenweit tatsächlich nichts. Alles wirkt hier friedlich und still, aber halt auch ein wenig einsam. Irland pour eben. "Fourty shades of green" - 40 verschieden Varianten der Farbe grün, daneben das Blau des Himmels und des Wassers (falls die Sonne scheint). Das war's denn auch. Vielleicht macht diese Reduktion auf das Wesentliche ja gerade den Reiz des Landes aus. Gewiss ist das so.

Wenn ich richtig gelesen habe, stammt Meelick Church noch aus dem 15ten Jahrhundert. Der typisch irische Friedhof lag im aufgehenden Mondlicht rechts daneben. Ein Dorf Meelick konnten wir allerdings nicht finden, nur ein paar halbverfallene Häuser und halblahme Hunde. Jetzt sind wir wieder an Bord, singen und schlwätzen noch ein bisschen zusammen.



Donnerstag, 16. Juni 2005

09:15 Meelick

Der Tag, an dem Detlev's Glückspilz kurzfristig mal versagte:

  

"The weather is fine, isn't it ?" - "No, it isn't!"

Es hat die Nacht über geregnet und es sieht auch jetzt beim Frühstück ziemlich trist  aus. Ich komme gerade vom Duschen. Gut, dass wir uns alle so lange kennen und so gut verstehen. Sechs Leute auf so kleinem Raum, das ist gar nicht so einfach. Detlev und ich haben die kleinste der drei Kojen erwischt. Weil ich der kleinste der Gruppe bin, hab' ich mich freiwillig bereit erklärt, diese Kabine zu nehmen und Detlev ist dann hinzugestoßen. Das Ganze hat mehr den Charakter einer Abstellkammer. Nur im vorderen Bereich kann man stehen, ca. auf einem Quadratmeter. Dann kommen schon die zwei Betten. Über den Betten verringert sich die Raumhöhe um mehr als die Hälfte, man kann also zum schlafen wirklich nur reinkriechen und dann brav liegen bleiben. Ruckartiges Aufstehen kann zu heftigen Kopfschmerzen führen und Betten machen ist im Knien angesagt.

Die anderen beiden Kajüten sind eigentlich recht großzügig und komfortabel. Also noch einmal für evtl. Interessenten: Für 6 Erwachsene kann's an Bord recht eng werden. Insbesondere dann,  wenn die Körpergröße 185 cm. übersteigt oder das Gewicht die 100 kg Marke. Mit acht Erwachsenen würde ich die Tour mit diesem Schiffstyp nicht machen, obwohl das angeblich auch gehen soll.

Toiletten und Duschen sind natürlich an Bord, aber eben auch sehr eng. Da das Wasser nicht ablaufen kann, muss gepumpt werden. Die Toilette mit der Hand, die Dusche per Knopfdruck. Das Geräusch dieser Pumpe werde ich so schnell nicht vergessen. Es hört sich von draußen an, als würde sich jemand auf dem Klo die Seele aus dem Leib kotzen.

Noch ein paar Bemerkungen zu gestern Abend: Besonders nett waren die Begegnungen mit den "Einheimischen". Sowohl mit den vier- als auch mit den zweibeinigen (bei den Vierbeinern waren allerdings die Meinungen geteilt, nicht jeder ist eben ein Hundeliebhaber). Was die Menschen anbelangt, gibt es keine unterschiedliche Beurteilung: Wir kommen mit den Leuten hier prima aus. Ist ja auch alles noch so ursprünglich, so unkompliziert hier. Selbstverständlich hat auch in Irland  fast jeder mittlerweile sein Handy und der Internetanschluss ist für die meisten kein Fremdwort mehr, aber irgendwie geht man  lockerer und unauffälliger damit um. Ich will's mal so ausdrücken: Man ergänzt mit neuen Mitteln das Alte und Bewährte, anstatt es für "uncool" zu erklären und zu verdrängen. Wenn zum Beispiel ein Schiff anlegt, kommt man und guckt. Man interessiert sich dafür, wer da kommt und was da kommt. Und man redet miteinander. Und man beginnt zu handeln und zu tauschen. Der Farmer um die Ecke war auf der Suche nach Zigaretten. Außer mir sind ja wieder mal nur Nichtraucher an Bord. Ich hab' ihm zwei Zigarillos geschenkt. Wir benötigen Eier und Milch. Kein Problem. Die Milch bekommen wir frisch aus dem Euter, die Hühner waren heute wohl wenig legefreudig. Da gibt's eben keine Eier, auch kein Problem.

10:30 Meelick Lock

Ziemlich hartes Anlegemanöver, kostet bestimmt wieder einen Eimer Farbe.

Das Springen ist bei der Nässe auch nicht ganz so spaßig. Vorhin beim kurzen Zwischenstop waren die Bohlen der Jetty wie Schmierseife. Man hat sie mit Maschendraht überspannt, das hilft ein wenig. Wir fahren jetzt weiter bei leichtem, warmen - also typisch irischem - Nieselregen. Verglichen mit letztem Jahr (Schottland-Tour!) also immer noch Traumwetter.

11:30 Shannon-River

Wir fahren gemächlich den Shannon hinunter. Es hat aufgeklart; die Sonne lächelt durch die immer zahlreicher werdenden Wolkenlücken. Der Wind weht mild. Angler bevölkern das Flussufer, das hier über und über mit Schilf bewachsen ist. In Abständen von mehreren Metern haben sie ihre Plätze auf Holzbohlen, die wie kleine Landungsbrücken aus dem Schilf heraus in den Strom hineinragen. Ringsumher wiegt sich alles im Wind. Gelegentlich stört die Bugwelle eines vorbeigleitenden Schiffes den Rhythmus des Windes und das Schilfrohr beginnt zu tanzen. Wenige Sekunden später ist der alte, ewige Rhythmus des Windes wieder hergestellt. Und wir haben Zeit, 30 Jahre Vergangenheit in Gesprächen aufzuarbeiten. Und wir nutzen sie.




Auszug aus "Original-Logbuch": River Shannon



Auszug aus "Original-Logbuch: Portumna Bridge


Auszug aus "Original-Logbuch: Kirche v. Terryglasss

12:10 Portumna Bridge 

Wir erreichen Portumna Bridge. Die Brücke ist geschlossen, wir drehen eine Ehrenrunde.

12:30 Portumna Bridge

Pünktlich auf die Minute öffnet sich die Drehbrücke und wir haben freie Fahrt.

12:50 Lough Derg

Wir befinden uns wieder auf Lough Derg. Haben erstmals richtigen Seegang.


Lough Derg. Fotograph: E. Weider


Käpt'n Diedrich bei der Arbeit. Fotograph: E. Weider


Ferdi, Lough Derg. Fotograph: E. Weider 

13:10 Terryglass

Legen im Hafen von Terryglas an, gehen an Land.


Hafen von Terryglass. Fotograph: E. Weider

13:30 Terryglass

Ede, Detlev und ich brechen auf Richtung Dorf. Der Auftrag lautet heute: Nahrungsmitteleinkauf -  und  ".. to find the shortest way to Paddy's Saloon Bar!!. Man beachte den kleinen, aber feinen Unterschied: Heute ist nicht die Frage, ob es hier einen Pub gibt, sonder wie man am schnellsten dort  hinkommt.

14:30 Terryglass

Auftrag ausgeführt - Bis auf den Salat und die Tomaten. Einen Supermarkt gibt es hier nicht, nur einen kleinen Lebensmittelladen mit begrenztem Sortiment. Für Freunde des Alkohols  ist diese Gegend denkbar ungeeignet. Für die halbe Liter Dose Bier haben wir im Viererpack 2,50 € bezahlt - und das ist noch günstig. Für das gleiche Geld gibt's übrigens auch einen hervorragenden Cidre, von diesem haben wir auch ein Viererpack mitgenommen. Whiskey haben wir leider keinen bekommen (der ist auch schon wieder all). Dafür haben wir aber Paddy's Bar gefunden, liegt direkt auf dem Weg.

Terryglass ist nach meinem Empfinden das bisher schönste Fleckchen, an dem wir angelegt haben. Es ist sauber und aufgeräumt und eben auch mehr, als nur ein Name auf der Landkarte - wie zum Beispiel gestern Meelick, das wir als "Dorf" vergeblich suchten. Und es hat einen Pub! Laut Aushang ist für heute sogar Life-Music angesagt.. Und das gleich an zwei Stellen: Im Pub und in der Town Hall.

Die Vorfreude auf den Abend hebt die Stimmung an Bord. Das wieder besser gewordene Wetter trägt ebenfalls dazu bei. Der Wind heut' früh hat die Regenwolken vertrieben. Wir relaxen an Bord, ich üb' ein wenig auf der Gitarre und das Wetter lässt sogar ein gelegentliches Sonnenbad zu.

Nach dem Abendessen - Dietrich hat uns ein wunderbares Rindsgulasch mit Nudeln gemacht - ziehen Ede, Dietrich und ich gemeinsam los und machen einen kleinen Abendspaziergang zur Kirche von Terryglass, die sich auf einer kleinen Anhöhe (vom Anlageplatz aus links gesehen) über dem Dorf erhebt.

Das Dach der Kirche konnten wir schon vom Boot aus erblicken, jetzt schauen wir in die entgegengesetzte Richtung, sehen unser Boot im Hafen liegen. Ede - unser Fotograph - macht noch ein paar Fotos. Der arme Kerl ist fast auf keinem Bild zu sehen, weil er stets die Kamera selbst in der Hand hat.

Die irischen Kirchen - zumindest die, die wir bisher zu Gesicht bekamen - ähneln sich alle in Form und Ausstattung. Es würde den Charakter eines Tagebuchs sprengen, alle Merkmale zu beschreiben (außerdem bin ich in Fragen der Stilkunde wohl nicht der geeignete Berichterstatter): kreuzförmig angelegt, Innenraum ohne barocken Prunk, hell gehalten, Holzbänke und Altar ähnlich wie in unseren katholischen Kirchen.

Zurück im Dorf begeben wir uns in das nächste Pub und lassen Heidi und Bernd mit dem Taxi nachkommen.


Paddy's Pub, Terryglass. Fotograph: E. Weider 

Nach einem Guinness und einem Whiskey (Bushmills) geht's dann rüber in die Town Hall, wo heute Live Music angesagt ist. Es wird aber nicht nur gesungen, sondern auch getanzt. Detlev - der inzwischen auch eingetroffen ist - muss als erster dran glauben: Er wird aufgefordert und muss ran. Anita heißt die Dame mit schon angegrauten Haaren. Fast dreißig Jahre hat sie in Hannover gelebt. Wir wurden schon vorher als "Germans" geouted , mussten zur Begrüßung "Muss I denn, muss I denn zu 'm Städele hinaus..." singen.


Town Hall Terryglass. Fotograph: E. Weider

Das Programm ist nicht besonders anspruchsvoll, aber einfach schön und endlich mal wirklich irisch. Zuerst sind die Kinder dran, dann alle anderen, die meinen, etwas zum Besten geben zu können. Die Gäste werden - wie bereits erwähnt - mit eingebunden. Außer dem "Muss I denn .. " machen wir nix, obwohl einige hartnäckig an mir dran sind. Eigentlich schade, mit ein wenig Vorlauf hätten wir durchaus was hinbekommen, aber aus dem Stehgreif war mir dies ein wenig zu gewagt. Ich kenn' doch meine Pappenheimer. Nach der ersten Zeile sing' ich dann alleine.


Town Hall Terryglass. Fotograph: E. Weider


Town Hall Terryglass. Fotograph: E. Weider


"The audience is listening!" - Terryglass, Town-Hall, Fotograph: E. Weider

Ich kann's mir nicht verkneifen und muss zum wiederholten Mal betonen, wie schön das doch alles bei den Iren klappt. Die haben das nicht verlernt. Die feiern noch wie vor hundertfünfzig Jahren und wirken dabei überhaupt nicht altmodisch. Nein, im Gegenteil, ich glaube, die sind uns da meilenweit voraus. Bei uns hat alles, was mit Heimat und Brauchtum zu tun hat - Dank unserer braunen Vergangenheit - einen absolut negativen Touch. Bei den Iren ist das gerade anders herum, die sind stolz darauf. Die pflegen ihre alten Lieder, ihren Stepptanz; brauen ein Bier, das nach Lakritze oder Teer schmeckt, haben ein sch...  Wetter - und fühlen sich wohl und werden von allen darum beneidet. Wofür ich die Iren besonders beneide: Die scheinen überhaupt kein Generationenproblem zu kennen. Bei allen Veranstaltungen dieser Art, selbst in den meisten Pubs, sind stets drei Generationen vertreten, haben anscheinend weder Berührungsängste noch Abgrenzungsprobleme und haben einfach nur Spaß.

Ich schätze mal, in unserer Generation schaffen wir den "Turnaround" in dieser Hinsicht nicht mehr, selbst die nächste Generation wird's noch schwer haben. Aber irgendwann entdeckt einer die alten Lieder,  hält' sie für was ganz was Dolles und bringt sie in die Charts. Und in der Disco wird Polka getanzt und "geschuhplattelt". Irgendwann einmal....

22:00 Terryglass, Paddy's Pub

Um 22:00 Uhr ist die Veranstaltung zu Ende und wir ziehen weiter zu Paddy's. Detlev geht mittlerweile als Einheimischer durch; er hat sich gerade eine irische Lammwolljacke (von der Insel Arran) gekauft und eine dazu passende Schiebermütze. Jetzt sieht er aus, wie der Farmer um die Ecke. Gemeinsam lassen wir uns noch ein paar Guinness durch die Gurgel fließen, während Detlev eifrig mit seinen Farmer-Kollegen plaudert. Schätze, wenn wir den hier zurücklassen, wird er im nächsten Jahr zum Bürgermeister gewählt.


Detlev, Paddy's Pub, Terryglass. Fotograph: E. Weider

Ich mache mich dann mit Heidi und Bernd auf den Rückweg zum Boot. Hier quatschen wir noch ein bisschen zusammen und bald schon trifft auch der Rest der Truppe ein. Gegen 02:00 Uhr liegen wir alle in unseren Kojen.



Freitag, 17. Juni 2005

09:50 Terryglass

Letzter Tag an Bord. Noch einmal heißt es "Leinen los" - wir legen ab, befahren wieder Lough Derg.


Ede am Ruder, Lough Derg

12:30 Dromineer

Wir haben zusammen Lunch im "Craw Nest" (Good Food & Good Service).

Anschließend laufen wir noch die paar Meter zur Ruine Castle Dromineer,  gehen dann wieder an Bord.

14:30 Dromineer

Wir legen ab. Es ist windstill und fast schon ein bisschen schwül. Der Himmel ist noch wolkenverhangen, aber der Wetterbericht vielversprechend. Kein Wunder, wir fahren ja auch zurück 

15:45 Mountshannon

Letzter Zwischenstop vor dem Heimathafen Williamstown.


Lough Derg / Mountshannon. Fotograph: E. Weider

16:30 Mountshannon

Zurück an Bord. Haben unsere letzte Einkaufstour hinter uns; waren in einem Foodstore in Mountshannon. Schwülwarm heute. Auch die Iren schwitzen. Dietrich hat im Pub neben dem Foodstore noch eine Flasche Bushmills besorgt - für 35,00 € ! - Aber die Lady war nett.


Mountshannon. Fotograph: E. Weider 


Dietrich beim Whiskey-Kauf. Fotograph: E. Weider

War übrigens eine schöne Überfahrt heute. Jetzt, wo alle zu Ende geht. Erstmals konnte ich an Deck ein wenig Gitarre spielen - und langsam kommen wir dahin, das auch das gemeinsame Singen klappt. Zur Abwechslung stehe ich dann auch wieder mal am Ruder.

18:10 Lough Derg

Übergebe das Ruder an Dietrich, befinden uns unmittelbar vor der engen Einfahrt zum Heimathafen.

18:00 Williamstown

Liegen am Kai von Williamstown, füllen die Dieseltanks wieder auf: 207,5 l für 166,00 €.

19:30 Williamstown

Kapitänshandbuch und Notfall-Handy sind wieder übergeben, haben gewissermaßen schon "offiziell" ausgecheckt. Morgen geht's bereits um 6:00 Uhr früh los, mit dem Taxi Richtung Flughafen; da ist das Büro hier noch geschlossen. Alle Formalitäten sind damit schon erledigt. Frischgeduscht sitzen wir hier ein letztes mal an Bord zusammen. Gekocht wird heute nichts mehr, die Küche bleibt kalt. Und wieder haben wir das herrlichste Wetter: Milde Abendsonne, leichter Wind. Den Iren ist's übrigens heute schon zu warm gewesen.


Edgar, River Shannon bei Williamstown

23:30 Williamstown

Es ist jetzt 23:30 und ich muss wohl meinen vorerst letzten Eintrag in dieses Tagebuch vornehmen. Hab' gerade meinen Wecker auf 5:00 Uhr gestellt, damit wir morgen früh  rechtzeitig aus den Federn kommen. Haben den Abend gemütlich an Bord verbracht. Es war so angenehm warm, so dass wir nicht - wie sonst - im Salon saßen, sondern - einen Stock höher - auf der Fly-Bridge. Habe versucht, mit der Gitarre noch ein wenig die irische Stimmung zu verstärken. Gesungen wurde allerdings nicht mehr viel, mehr geredet. Alles riecht schon irgendwie nach Abschied. Macht nichts, Hintergrundmusik ist ja auch ganz nett. Mir hat's gefallen, Gitarre zu spielen, zu singen und dabei auf Lough Derg hinaus zu schauen, während die Sonne langsam versinkt und der Mond aufgeht. Die Flasche Bushmills ist schon wieder all und auch die Guinness-Vorräte gehen langsam zur Neige. Ich packe jetzt dieses Tagebuch ein und rauche dann noch einen Zigarillo. Mal sehen, wann ich die nächste Gelegenheit finde, den Bericht fortzusetzen.

         


Samstag, 18. Juni 2005 - Rückreise

Leider fehlen mir zum heutigen Tag die konkreten Zeitangaben, da mein Tagebuch im Reisegepäck untergebracht war und ich jetzt alles aus dem Gedächtnis aufschreiben muss. Mal sehen, ob ich noch alles zusammen bringe.

   

Pünktlich um 5:00 Uhr klingeln alle an Bord verfügbaren Wecker. Das Aufstehen fällt nicht schwer nach einer Woche ohne Stress und Zeitdruck. Das Frühstück fällt aus, da wir nur eine Stunde Zeit haben für Waschen, packen, "Klar-Schiff"-machen etc.

Wie bei der Anreise klappt alles reibungslos. Fast auf die Minute genau unterbricht gegen 6:00 Uhr das Motorengeräusch des herannahenden Taxis die morgendliche Stille des River Shannon. Auf den engen, holprigen Straßen, auf denen wir gekommen waren, geht's zurück zum Shannon Airport. Die Lieder von gestern Abend klingen noch in den Köpfen nach und hin und wieder findet auch eins den Weg zu den Stimmbändern. Zu den Top-Ten dieses Urlaubs zählen zweifellos Fiddler's Green, Long Way to Tipperary, Song for Ireland, Whiskey in the Jar. Hab' ich vielleicht was vergessen? 

Wenn ich mich recht erinnere, sind wir gut eine Stunde unterwegs, bis wir - reichlich durchgerüttelt - den Flughafen erreichen. Jetzt geht alles ganz schnell:  Gepäck aufgeben, schnell noch einen Kaffee, Sicherheitskontrolle. Ach ja, Sicherheitskontrolle: Zum Glück fand ich heute früh noch ein frisches Paar Socken, denn wir müssen auch die Schuhe ausziehen  und auf's Band legen. Das hat insbesondere unseren Bernd schrecklich genervt. Nach dem Check geht's sofort weiter zum Flieger. Mit kurzer Verspätung wegen Problemen mit den Frachtpapieren heben wir ab in den mittlerweile wieder strahlend blauen irischen Himmel.

Wie auf dem Hinflug sitze ich wieder neben Edgar. Auch nach einer Woche haben wir uns noch so viel zu erzählen, dass die Flugzeit dazu nicht ausreicht. Letztere beträgt ca. 1:30 h. Über London neigt der Pilot den Flieger mal nach links, mal nach rechts, damit jeder an Bord die Aussicht genießen kann. Auch jetzt wieder: Herrlichstes Sommerwetter. Kaum haben wir London passiert, ertönt auch schon das obligatorische "Fasten Seatbelts" und der Landeanflug auf Köln-Bonn beginnt. Es muss um die Mittagszeit sein, als wir bei strahlender Sonne und ca. 25° im Schatten sanft auf der Rollbahn aufsetzen. Die Uhren haben wir inzwischen wieder um eine Stunde vorgestellt.

Wie immer am Flughafen war es gar nicht so einfach, die Autos wieder zu finden. Aber auch diese letzte Aufgabe haben wir gemeistert. Weil wir auf verschiedenen Routen zurückfahren (Dietrich, Heidi und Bernd über die Sauerlandlinie, Edgar mit Detlev und mir über die Autobahn Köln - Frankfurt) erfolgt der Abschied schon hier im Parkhaus am Flughafen. 

Dietrich mit seiner Sauerland- Truppe hat dabei noch einmal das große Los gezogen, denn wir stecken bereits nach wenigen Minuten in einem 9-Kilometer-Baustellen-Stau. Bestimmte Stau-Gesetze sind ebenso unerbittlich und zuverlässig wie Naturgesetze. Eines davon lautet: Du erfährst von einem Stau immer erst dann, wenn Du bereits drin steckst! - So denn auch heute wieder. Selbst ein neuer 5-er BMW mit 170 PS und Navigationssystem hilft da nichts. Die Meldung über den Stau erreichte uns just in dem Moment, als wir in die Auffahrt zur Autobahn abgebogen waren und nicht mehr zurück konnten. Etwa zwei Stunden später meldet sich Dietrich mit dem Handy: Er ist soeben zu Hause eingetroffen. Wir haben zu diesem Zeitpunkt von den 9 km Stau gerade mal ca. 7 km abgearbeitet.

Egal, bald ist auch dies Vergangenheit. Wir erreichen die Baustelle und können danach die restliche Fahrt genießen. Wir hören - wie auf der Hinfahrt - SWF1. Es sieht fast so aus, als sei das Rätsel um die verschwundenen Platten aus unserem Schuppen gelöst: Alles, was uns vor dreißig Jahren an Musik begleitete, wird gespielt. Detlev kann's nicht fassen und auch mir ist das ein wenig unheimlich. Zeitreisen gibt's doch nur im Film, oder!? - Damit schließt sich denn auch der Kreis. 

Irgendwann nachmittags stehe ich dann plötzlich vor meiner Haustür und alles kommt mir vor, wie ein Traum. Mal schau'n, ob morgen früh dieses Tagebuch immer noch da ist. Wenn dann Ede noch seine Bilder abliefert, steht endgültig fest, dass es kein Traum war.

Letzte Erkenntnis aus dieser Tour: Es ist schön, über alte Erinnerungen zu reden, aber es ist zehnmal schöner mit neuen Taten dafür zu sorgen, dass es auch in Zukunft was zum Erinnern gibt. Diese Bootsfahrt hat dazu beigetragen. So - und jetzt ist 

S c h l u s s


 

Übersicht "River Shannon"