Baumstück Kirdorf, Im Lazarius


Als wir das Grundstück im Jahr 1987 von der Stadt Bad Homburg übernahmen, war es über Jahre hinaus nicht bewirtschaftet und in einem ziemlich verwahrlosten Zustand. Der Baumbestand war alt und fast alle Bäume in der oberen Grundstückshälfte (etwa Bereich der Bäume 1 - 7) von Brombeerhecken überwuchert und von unzähligen Wildlingen umgeben.

Bereits mehrfach hatte ich in den Jahren danach den Wildwuchs beseitigt, um den Obstbäumen wieder Luft zum Atmen zu verschaffen. Sie haben bisher auch alle überlebt. Allerdings waren sämtliche Versuche, dauerhaft für Ordnung zu sorgen in der Vergangenheit an der Hartnäckigkeit insbesondere der Brombeerhecken gescheitert. 

Das soll sich jetzt ändern. Nachdem ich mich 2003 neben der erfolgreich ausgeübten Äpplerproduktion auch an  härtere Drogen heranwagte und ich mich seitdem auch der Schnapsbrennerei (keine Angst, ganz legal) widme, gewinnt der alte Baumbestand zunehmend an Bedeutung. Und Spaß macht's natürlich auch.

Seit zwei Jahren hab' ich - so glaub ich zumindest - die Sache im Griff. Hätte mich ja auch fast die Kuppe meines rechten Zeigefingers gekostet, den  ich beim Senseschleifen bös erwischt hatte. 

Leider habe ich es versäumt, Bilder vom Zustand unmittelbar nach der Übernahme zu machen, den berühmten "vorher - nachher" Vergleich kann ich also nicht bieten. Den Fortgang der Arbeiten möchte ich jedoch für mich und andere Interessierte festhalten. Deshalb habe ich jetzt mit einer Bestandsaufnahme begonnen. Hier das Ergebnis.

Kontrollaufnahme 23.04.2005 Erläuterung Bemerkungsfeld Kontrollaufnahmen 09.04.2006 Kontrollaufnahmen 22.7.2007
Baum Nr.: 1
Obstsorte: Apfel 
(Goldparmäne)
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Sorgenkind, Mitteltrieb abgestorben, Baum von Krankheit befallen (Art und Ursache unbekannt).

Werde ihn erst mal so stehen lassen, beobachten und im Herbst 2005 noch einmal zurückschneiden / in Form bringen.

Baum Nr.: 2
Obstsorte: Pflaume 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Sorgenkind 2. Nach der letzten "Grundreinigung" vor ca. 2 Jahren blieb nur ein Torso übrig. Der Baum war total von Brombeerhecken überwuchert und kaum noch als Baum zu erkennen. Die unteren Äste waren alle abgestorben, der Stamm morsch und hohl, von Pilzen und Spechten besiedelt.

Im nächsten Frühling trieb er jedoch wieder aus und trug ein Jahr später sogar wieder erste Früchte: Dicke, eierförmige Pflaumen. 

Jetzt warte ich mal ab, wie sich die Sache weiterentwickelt. Im Herbst will ich versuchen, dem Baum in seinen alten Tagen noch eine Form zu verpassen. 

Baum Nr.: 3
Obstsorte: Birne 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Schöner Birnbaum, Edelsorte, Name leider unbekannt, Dicke, goldgelbe Früchte. Leider trägt er die letzten Jahre nicht mehr ordentlich. Wahrscheinlich ist der Baum beleidigt. Anfangs trug er gut. Weil ich selbst zu faul zum ernten war, hab' ich die Ernte mal an einen türkischen Lebensmittelhändler verkauft. Zum Selbsternten für ganze 20,00 DM. Das hat mir der Baum wahrscheinlich übel genommen. Seitdem trägt er nicht mehr....

Seit ca. zwei Jahren hängt im Baum ein Nistkasten. Auch der wurde leider bisher noch nicht genutzt. 

Baum Nr.: 4
Obstsorte: Pflaume 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Kollege von Baum Nr. 2, nenne ihm mal Eierpflaume. Für einen Kuchen und für Marmelade hat's schon gereicht. Optisch sieht er schon fast wieder aus wie ein Baum. Bin ganz stolz darauf. 

Die wunderbaren Pflaumen sind leider zum großen Teil von Würmern befallen. Allerdings ist mir aufgefallen, dass dies immer nur für die ersten Pflaumen gilt. Meine Theorie ist, dass die mit Würmern besetzten Pflaumen früher reifen und dann zu Boden fallen. Wartet man, bis die wirkliche Reife eingesetzt hat, findet man kaum noch Würmer.

Baum Nr.: 5
Obstsorte: Reneklode 
Pflanzdatum: März 2003 
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Diesen Baum habe ich selbst gepflanzt. Es musste kein alter Baum weichen, sondern er passte genau in eine vorhandene Lücke, die mittlerweile von Brombeeren in Beschlag genommen worden war. Zu meiner Freude ist er angegangen und blüht zur Zeit kräftig. 

Mal sehen, vielleicht gibt's in diesem Jahr erste Früchte.

Baum Nr.: 6
Obstsorte: Mirabelle 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Alter Mirabellenbaum. Hat in den letzten Jahren noch gut getragen, lässt jedoch Jahr für Jahr Äste absterben und sieht mittlerweile ziemlich mitgenommen aus. Ich geb' ihm jedoch noch eine Chance. Den Schnitt beschränke ich zur Zeit noch auf Beseitigung des toten Holzes. Zu einem radikalen Rückschnitt, der wahrscheinlich notwendig ist, konnte ich mich noch nicht durchringen.
Baum Nr.: 7
Obstsorte: Walnuss 
Pflanzdatum: Nov. 2003
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Der Jüngste: Ein kleiner Walnussbaum, gepflanzt im Spätherbst 2003. Zum Leidwesen meines Vaters, der meint, Nussbäume hätten auf einem Baumstück nix verloren. Er stamm aus meinem Garten und hätte dort keine Zukunft gehabt. Deswegen habe ich ihn in eine vorhandene Lücke gepflanzt.

Zur Zeit knabbert er noch an Problemen mit dem letzten Frost, der die bereits herausschauenden Triebe wieder absterben ließ. Hoffentlich erholt er sich wieder. Auch er steht an einer Stelle, die vorher von Brombeerhecken in Beschlag genommen worden war.  

Baum Nr.: 8
Obstsorte: Mirabelle 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Zweiter Mirabellenbaum. Für ihn gilt das Gleiche wie zu Baum Nr. 6. Beide Bäume lieferten übrigens die Grundlage für den hervorragenden Mirabellenbrand 2004.

Wie man auf diesem Bild noch gut sehen kann, ist der untere (... jetzt folgende) Teil des Grundstückes als Wiese zu erkennen. Dieser Teil war auch bei der Übernahme noch nicht überwuchert. 

Im vorderen Bereich des Bildes kann man dagegen noch deutlich die Spuren der "Rodungsarbeiten" erkennen. Bis hierhin reichte etwa der Bewuchs mit Brombeer- und sonstigen Hecken bei der Übernahme. 

Oberirdisch ist jetzt zwar alles gerodet, das Wurzelwerk konnte jedoch noch nicht flächendeckend beseitigt werden und bereitet mir zu Zeit noch Sorgen (und Arbeit).

Baum Nr.: 9
Obstsorte: Apfel 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Apfelbaum. Sorte unbekannt. Ergiebig (groß Früchte), aber geschmacklich nicht sehr interessant. Die Äpfel werden zum Keltern verwendet.

Baum kippt...

 

Baum Nr.: 10
Obstsorte: Birne 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Birnbaum. Sorte unbekannt. Kleine, grüne, harte Birnen. Leider in den vergangenen Jahren auch nicht mehr sehr ergiebig.
Baum Nr.: 11
Obstsorte: Apfel 
Pflanzdatum: unbekannt (übernommen)
Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Apfelbaum. Sorte unbekannt. Ergiebig (groß Früchte), aber geschmacklich nicht sehr interessant. Die Äpfel werden zum Keltern verwendet. 
Baum Nr.: 12
Obstsorte: Apfel (Goldparmäne)
Pflanzdatum: 2002 Aufnahmedatum: Apr. 2005

 

Selbst gepflanztes Apfelbäumchen, Pflanzjahr 2002. Trug im letzten Jahr (2004) erste Früchte. Sorte: Goldparmäne.

Anmerkungen

Das Alter der übernommenen Obstbäume ist mir leider nicht bekannt, auch die genauen Bezeichnungen der Obststorten (Ausnahme: Baum Nr. 1 = Goldparmäne). Da dieser Teil des Kirdorfer Feldes seit meiner Kindheit praktisch unverändert ist, gehe ich davon aus, dass die Bäume dort mindestens genau so alt sind, wie ich, also über 50 Jahre. Ich glaube eher an ein Alter von 60 - 70 Jahren, da sie wahrscheinlich schon vor dem zweiten Weltkrieg gepflanzt wurden. 

Sie dürften ihren Zenith demnach seit langem überschritten haben. Trotzdem möchte ich sie erhalten, da ich die alten Obstsorten sehr schätze. Außerdem ist es meine Grundeinstellung, nicht leichtfertig Altes platt zu machen und durch Neues zu ersetzen, nur weil es auf den ersten Blick vielleicht bequemer oder zweckmäßiger erscheint. Die Bäume haben mir diese Einstellung bisher gedankt und sich erstaunlich gut entwickelt. Einige hatte ich in der Tat bereits abgeschrieben (Details sie in Einzelaufstellung).

Leider bin ich mir mit dem Schneiden noch nicht so sicher, da ich mir nahezu alles - von ein paar Tipps von meinem Vater einmal und einer Kurzeinweisung mal abgesehen - selbst beibringen musste. Was nicht ist, kann ja noch werden.


Ältere Aufnahmen aus dem Kirdorfer Feld

Weitere Aufnahmen aus dem Kirdorfer Feld (April 2006)

Kirdorfer Feld, 09.04.2006, Fotograph: Ferdi Ernst