Do You remember ???


... und noch ein Schuppen ;-))

Aus und vorbei !!!

Wer kann sich noch erinnern ???

 

 stand vor wenigen Tagen in der Zeitung....                   

Von Katja Schuricht

Friedrichsdorf. Samstagabend in Dillingen: Der Tanzsaal des Gasthofs „Zur Linde“ ist der Publikumsmagnet fürs Partyvolk: „Der Beat-Club war weit über die Grenzen Friedrichsdorfs hinaus bekannt. Die jungen Leute kamen aus allen Himmelsrichtungen“, erinnert sich der Dillinger Karl-Heinz Störkel an seine Jugend in den 1960er Jahren. „Ich habe schon damals gegenüber gewohnt. Da war es selbstverständlich, dass ich dort hingegangen bin. Vor allem an den Abenden, wenn die Friedrichsdorfer Band ,Royal Teens‘ gespielt hat.“ Störkel gehört zu den Dillingern, die sich in diesen Tagen an die Zeit des „Beat-Clubs“ in der „Linde“ in der Dillinger Straße 39 erinnern, denn es galt, endgültig Abschied zu nehmen. Der Saalanbau ist jetzt abgerissen worden. Die Gaststätte war schon 2001 geschlossen worden.

„Da schwingt ein bisschen Wehmut mit“, gesteht der 61-Jährige. „Schließlich war vor allem der Saal über viele Jahre der Mittelpunkt des kulturellen Lebens hier in Dillingen.“ Zuletzt stand der Anbau viele Jahre leer. Auf dem Grundstück sollen nach Informationen des ehemaligen Friedrichsdorfer Ortsvorstehers und Dillinger Bürgers Julius Schmidt Reihenhäuser errichtet werden.

„Wir gehen zum Spöhrer“ hieß es über mehrere Jahrzehnte im Dillinger Volksmund. Denn auch wenn das Gasthaus mit Tanzsaal ,Zur Linde‘ hieß, wurde es von allen nur „Spöhrer“ genannt. Der Grund: Die Kneipe wurde 1897 von Karl Spöhrer aus Butzbach gegründet. Drei Generationen der Familie betrieben die Traditionsgaststätte, der letzte Linden-Wirt war Alexander Spöhrer, der heute Pächter der Herzberg-Gaststätte ist. „Der Saalanbau wurde als Tanz- und Veranstaltungsraum gebaut“, berichtet Alexander Spöhrer. Der 35-Jährige hatte die Familiekneipe vor sechs Jahren schweren Herzens schließen müssen. Grund waren damals Brandschutzauflagen und Renovierungsarbeiten, die über 100 000 Euro gekostet hätten.

Vor allem die Vereine trafen sich im Linden-Anbau. „Es gab ja in unserem kleinen ,Bergdorf‘ keine Alternative“, meint Kurt Schneider, der seit über 30 Jahren Vorsitzender des Wanderclubs Immergrün ist. Bei manch’ geselliger Runde wurde im Saal auch ein Verein aus der Taufe gehoben, wie im Jahr 1920 der Wanderclub oder 1976 das Kerbekomitee (siehe Box). Schneider gehört jedoch zu denjenigen, die dem Anbau keine Träne nachweinen. „In den letzten Jahren seiner Nutzung war der Saal schon arg heruntergekommen. Schön war es dort nie. Deshalb waren viele froh, als wir Dillinger Vereine 1980 unser Vereinshaus in der Taunusstraße einweihen konnten. Dieses Haus ist für uns alle zur guten Stube geworden“, betont er.

„Wir haben in dem Saal früher unser Gesangsstunden abgehalten“, blickt Arnold Löw, der in den 1960er Jahren mit seiner Familie nach Dillingen gekommen ist, zurück. Löw ist seit vielen Jahren aktiver Sänger bei der „Eintracht“. Aber nicht nur die Gesangvereine „Eintracht Dillingen“ und „Concordia“, sondern auch andere Vereine haben im Linden-Saal ihre Treffen abgehalten und Feste gefeiert. „Ich weiß aus Erzählungen, dass früher die Vereinsleute im Winter ihr eigenes Holz zu den Treffen mitbringen mussten, damit der Saal geheizt werden konnte“, erzählt Arnold Löw. „Der Gesangverein hat dann dafür gesorgt, dass der Saal mit einem Rollladen abgetrennt worden ist, damit man nicht zu viel Raum heizen musste.“

Feierlichkeiten jeglicher Art, darunter der legendäre „Winter- oder Weihnachtsball“ mit Theateraufführungen, fanden ebenso in dem Tanzsaal statt wie Familienfeiern. „Die Vereinsmitglieder haben dann auch eine kleine Bühne aus Holz gebaut“, so Arnold Löw. „Später hatten sogar die Schützen ihre Schießanlage dort“, weiß Julius Schmidt noch. „Und bei Fußball-Übertragungen war es beim Spöhrer im Anbau immer brechend voll. Denn damals hatte nicht jeder zu Hause einen Fernseher“, berichtet Karl-Heinz-Störkel.

„Wollte man den Anbau betreten, musste man über den Hof gehen. Und im Hof selbst fanden ebenfalls traditionelle Feiern statt, beispielsweise beim Apfelweinketern im Herbst“, erzählt Störkel. Als Dillinger Treffpunkt hatte der Anbau der Linde aber schon 1980, dem Jahr in dem das neu gebaute Dillinger Vereinshaus in der Taunusstraße eingeweiht wurde, ausgedient.