Auswanderer aus Kirdorf

Die Auswanderer aus den Familien Raab und Müller

Die Geschichte begann offenbar mit der Auswanderung des Johannes Georg Kilian Raab (Rufname = Kilian)

 

 

1871
Raab, Johannes Georg Kilian
geb. 8.7.1848 in Kirdorf als 3. Kind (von 11) des Strumpfwebers Gerhard Raab 2. und seiner Ehefrau Katharina, geb. Borig. In den Ausreisedokumenten vermerkte Bürgermeister Johannes Raab: „Er war ein böser Geselle, laßt ihn gehen.“ Johannes Georg Kilian Raab wanderte nach Amerika aus.

1903
Müller, Elisabeth

 

 Johann Eich und Elisabeth geb. Müller)

Offenbar war es jener Johannes Georg Kilian Raab, der kurz nach der Jahrhundertwende -etwa um 1903 - nach Deutschland zurückkehrte und dabei seine jüngere Schwester Anna Maria Raab, geb. 07.06.1852 (wohl bekannt als „Raabe Marie“) in Kirdorf besuchte.

Anna Maria Raab war mittlerweile verheiratet und trug jetzt den Namen Müller. Ihr Ehemann war der aus Simmern im Hunsrück stammende Fabrikarbeiter Peter Jakob Müller. Die Hochzeit der beiden fand bereits 04.12.1875 statt und die Familie war zum Zeitpunkt des Besuches von Kilian Raab mit 10 Kindern „komplett“; das letzte Kind, Carolina Müller kam am 16.04.1901 auf die Welt. Die Familie wohnte in Kirdorf am Kirchberg (damals wohl Haus Nr. 18 oder 19, bzw. Kirchgasse 27 oder 29).

Bei der Rückkehr nach Amerika nahm Kilian Raab die älteste Tochter seiner Schwester mit. Es handelt sich dabei um Elisabeth Müller (genauer gesagt: Elisabetha Maria Müller, geb. 21.09.1875; Elisabeth war das erste und damit älteste Kind von Kilians Schwester Anna Maria aus deren Ehe mit o.g. Peter Jakob Müller.

Damit war Kilian nicht der Bruder von Elisabeth, sondern deren Onkel. Elisabeth war zum Zeitpunkt der Begegnung um die Ende 20, ihr Onkel Kilian Mitte 50.

Elisabeth Müller hatte am 22.04.1903 ledig ein Kind zur Welt gebracht. Das Kind – ein Sohn - erhielt den Namen Johann Leopold Müller, genannt Hans. Vorangegangen war, dass Elisabeth den Vater ihres Kindes, den aus Oberstedten stammenden Johann Eich, wegen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit nicht heiraten durfte. Beide Elternteile bestanden strikt auf „Ihrer“ Religion. Für alle, die mit den lokalen Gegebenheiten nicht vertraut sind: Kirdorf war zu jener Zeit fast ausschließlich katholisch, Oberstedten fast ausnahmslos evangelisch.

Interessant ist, dass Elisabeths Mutter deren Ausreise nach Amerika offenbar lancierte, um sie auf räumliche Distanz zu ihrem Geliebten (und Vater ihres Kindes) zu bringen. Der Plan ging aber nicht auf: Johann Eich verkaufte all sein Hab und Gut (das wohl im Wesentlichen aus einem Fahrrad bestand) und kaufte sich von dem Erlös ebenfalls ein Ticket nach Amerika.

Über Elisabeth wird berichtet, dass sie zunächst ohne ihren kleinen Sohn Hans das Land verließ, und zwar zusammen mit ihrem Onkel Kilian, der im Jahr 1903 nach Amerika zurückkehrte und sie dabei mitnahm.

Johann Eich benötigte noch einige Zeit, um selbst das Geld für die Überfahrt zusammenzubringen und folgte ca. 3 Jahre später.

Mit ihr verließ auch ihr jüngerer Bruder Friedrich Leopold Müller (geb. 22.05.1888) die Heimat; offenbar ebenfalls um zusammen mit Onkel Kilian nach Amerika auszuwandern. Angeblich ließ man sich in Denver im Bundesstaate Colorado nieder. Ob das für alle gilt, oder nur für Onkel Kilian, Elisabeth und/oder Friedrich Leopold, entzieht sich meiner Kenntnis. Anmerkung: Hier hat sich offenbar ein Fehler eingeschlichen: Friedrich Leopold Müller wanderte nicht nach Amerika aus, sondern heiratete nach Obermörlen, wo er als Dachdecker arbeitete.

Zurück in Kirdorf blieb der kleine Hans (= Johann Leopold Müller). Er verbrachte die ersten Lebensjahre bei seiner Großmutter (= Anna Maria Raab). Es sollte noch bis 1911 dauern, bis die Familie schließlich zusammenfindet: Etwa 1910 kehrte Kilian Raab ein weiteres mal nach Kirdorf zurück, um dann auf der Rückreise nach Amerika auch den mittlerweile ca. 8 Jahre alten Hans mitzunehmen. Den Eintragungen in den Kirchenbüchern zufolge verlässt Johann Leopold Müller, genannt Hans, Kirdorf im Jahr 1911 in Richtung Amerika, wo sich bereits seine Eltern befinden. Es wird übrigens berichtet, dass Kilian Raab etwa 1911 anlässlich des Besuchs seiner alten Heimat die Installation des elektrischen Lichts für die St. Johannes-Kirche bezahlt haben soll.

Johann Eich und Elisabeth Müller heirateten schließlich in Amerika und bekamen dort noch  weitere Kinder (der mündlichen Überlieferung nach mit Namen Willi, Bernice, Ruby, Margarethe und Frieda)