Chronik
der Familie Ernst aus Kirdorf

Teil 5: Der Name Ernst

Sonderseite: Die Sage von Ernsthausen

(oder : Wie Lützendorf, Ernsthausen und Freienfels ihre Namen erhielten)

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich schon an dem Verkehrsschild vorbeigefahren bin, das die Richtung zu der kleinen Taunusgemeinde Ernsthausen (heute Stadtteil von Weilmünster) zeigt. Doch noch heute frage ich mich jedes mal, wenn ich dort vorbeifahre, ob diese kleine Gemeinde vielleicht etwas mit dem Namen und/oder der Herkunft meiner Vorfahren zu tun haben mag. Es wäre ja nicht das erste mal, dass Neuankömmlinge in einer fremden "Neuen Heimat" dort nach dem Ort ihrer Herkunft benannt werden. Das hätte sich dann aber in einer Zeit abspielen müssen, die ich bisher noch gar nicht "erforscht" habe, denn: in den Zeiträumen, die ich durch meine bisherigen Nachforschungen abgedeckt habe, beruhte der Eintrag in die Kirchenbücher bereits wie heute auf dem Familiennamen der Eltern (damals des Vaters, heute ist das ja nicht mehr so sicher).

Wie dem auch sei, bisher konnte ich keine Verbindung zwischen unserem Familiennamen und dem Dörfchen Ernsthausen feststellen. Zwar konnte ich in zahlreichen Taunusgemeinden mit dem Familiennamen Ernst entdecken, aber einen Bezug zu Ernsthausen eben nicht. Die Entstehung des Ortsnamens ist für mich noch ein Geheimnis. Bisher konnte ich darüber nur eine Sage finden, die ich im folgenden kurz wiedergeben möchte:

Aus den alten germanischen Göttern sollen in christlicher Zeit Riesen geworden sein. Zwei dieser Hünen wohnten im Weiltal, als dieses noch menschenleer war und der Wald mit mächtigen Eichen und Buchen weite Flächen bedeckte. Der eine hauste auf der Mannsburg, die heute noch so heißt, der andere auf der Riesenburg. Die Sage berichtet, dass es einmal zu einem Streit zwischen den beiden Riesengeschlechtern kam. Eines Tages nun stieg der von der Riesenburg mit seinem Sohn auf den Laubusberg. Der Alte blickte hinüber zur Mannsburg und sagte: "Wollen mal sehen, ob wir denen einen Gruß hinüberschicken können." Damit zog er einen von den drei mächtigen Eisenschlegeln heraus, die er im Gürtel trug, und schleuderte ihn nach der Mannsburg. Doch der Schlegel fiel auf den Bergvorsprung, der vor der Mannsburg an der Weil liegt.  "Ei Vater, du hast ja nicht getroffen", lachte der Sohn. "Nun, das war ja auch nur ein Lützel", knurrte der Alte. Daher nannte man das Dorf, das später an der Stelle entstand, wo der Schlegel hingefallen war, Lützendorf.

Der zweite Schlegel fiel tausend Meter weiter weg von der ersten Stelle und weil der Alte geknurrt hatte: "Jetzt wird's aber ernst, so hieß das Dorf, das an der Weil entstand, Ernsthausen.

"Jetzt geht's aber frei weg", erklärte der Riese beim dritten Wurf. Der Schlegel  sauste frei über Berge und Felsen hinweg und schlug auf einen Felsen auf, der heute Freienfels genannt wird.

"Es hat nicht sollen sein", meinte der Riesenburger. "So man's bleiben wie es ist, und wir werden uns wieder mit dem Mannsburger vertragen." Und er fügte hinzu: "Mögen die kleinen Menschen ihre Dörfer später nach meinen Würfen benennen." So ist's dann auch gekommen.

Quelle: Taunus-Sagenschatz, Helmut Bode, 1986

Fazit

Nach diesem Ausflug in die Welt der Sagen zurück zu unserer Ausgangsfrage. Hat Ernsthausen etwas mit unseren "Ernsten" zu tun? - Mit meinem derzeitigen Wissenstand sind immer noch alle Möglichkeiten offen: Vielleicht heißt Ernsthausen so, weil dort mal die "Ernste gehaust" haben - oder "unsere" Ernst heißen nur deshalb Ernst, weil sie aus Ernsthausen ausgewandert sind, jenem Dorf, das seinen Namen einem Zwist unter Riesen zu verdanken hat? Wissen tun wir gar nix - was bleibt, ist eine kleine Sage und die Gewissheit, dass das alles nicht ganz so Ernst zu nehmen ist.


Zurück zur Realität.Hier noch etwas "offizielles" zum Ort Ernsthausen (Quelle: Internetauftritt "Marktflecken Weilmünster" zum Thema Geschichte der Stadteile, hier Ernsthausen). Um es vorwegzunehmen: Über den Ursprung des Namens ist dort auch nichts zu erfahren:

Geschichte des Ortes Ernsthausen

Die älteste urkundlich bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahre 1301. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der Ort Ernsthausen schon einige Jahrhunderte früher bestanden hat. Der Überlieferung nach ist das alte Ernsthausen zum Schutz vor den schlimmen Hochwassern der Weil im höhergelegenen Urschlag erbaut worden. Es ist nicht sicher, ob diese Siedlung durch einen Großbrand im Mittelalter oder durch Verwüstungen im 30jährigen Krieg völlig zerstört wurde, so dass keine Spuren mehr von ihr übrig blieben.

Der Ort wurde weiter flussabwärts wieder aufgebaut und dehnte sich auf beiden Seiten der Weil aus. Der Ortskern hat wahrscheinlich im Bereich der heutigen Brücke gelegen. Dort soll sich schon früher rechts der Weil ein einzelnes Gehöft befunden haben. Bis zum Jahre 1303 gehörte Ernsthausen, wie das gesamte untere Weiltal, zur Grafschaft Diez, zum Zehnten Seiters und zum Dekanat Kirberg. Dann wurde die Grafschaft geteilt und Ernsthausen kam zur Grafschaft Diez-Weilburg und zu dem neuen grundherrlichen Gericht und späteren Amt Weilmünster. Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1310 erhält das Stift Weilburg das Recht, die Korngefälle (Steuern) von Ernsthausen zu beziehen. Bischof Ekkard zu Worms belehnt im Jahre 1391 den Ritter Konrad von Essershausen mit dem Zehnten zu Ernsthausen. 1724 hat Graf Karl August von Nassau-Weilburg diese Rechte käuflich erworben, so dass von nun an die Ernsthäuser nach Weilburg steuerpflichtig waren.

Wie in den Nachbargemeinden waren die Einwohner Ernsthausens meistens Kleinbauern. Da ihr Einkommen gering war, versuchten sie als Köhler oder als Eisenbauern, die bei der Eisengewinnung in Hand- oder Trethütten arbeiteten, ihr Einkommen zu verbessern. Bis zum 30jährigen Krieg hatte Ernsthausen nur etwa 30 Haushaltungen. Ende des 17. Jahrhunderts, als der heimische Bergbau einen großen Aufschwung erlebte, stieg auch die Einwohnerzahl Ernsthausens. Im Amt Weilmünster nahm Ernsthasen nach und nach neben Weilmünster den wichtigsten Platz ein. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts brannte die 1766 erbaute Kirche aus und musste restlos abgerissen werden. Im Jahre 1832 wurde die neue Kirche eingeweiht.. Um 1615 wurde in Ernsthausen eine Filialschule errichtet. Bis dahin besuchten die Ernsthäuser Schüler die Schule in Weilmünster.

Schreibweise des Ortsnamens:

1309: Ernistishusen

1330: Ernsthusen

1391: Erneshusen

1540: Ernshusen.

Haushaltungen 1630: 33

Einwohnerzahl:
1825: 356
1845: 431
1865: 439
1886: 461
1905: 493
1925: 490
1939: 483
1969: 579
1987: 592
1993: 683
1996: 651