Schottland 1988

Lieber Leser, 

                                           

schön, daß Sie sich für meine kleinen Reiseerlebnisse in Schottland interessieren. Um Einzelheiten zu erfahren, können Sie entweder die Navigationsleiste am linken Rand benutzen, oder auf dem weiter unten zu findenden Reiseplan einzelne Stationen oder Strecken "anklicken".

Die heutige Technik hätte mir die Chance geboten, einen weitaus "besseren" und "schöneren" Plan zu veröffentlichen, aber ich habe mich entschlossen, bei dem Original zu bleiben. Es handelt sich dabei um meinen mit der Hand gekritzelten Grob-Entwurf der Tour, der mich auf der ganzen Reise begleitete und Zug um Zug um Kilometerangaben etc. ergänzt wurde.

Bleibt mir nur noch, Ihnen bei der Lektüre viel Spaß zu wünschen. Für ein kurzes Feedback über das Gästebuch oder über den e-mail-Link würde ich mich sehr freuen. 

Ihr Ferdi Ernst

 


 


 

Reisebericht:

Schottland 1988 - Teil 1: Bad Homburg - Rotterdam

Letzte Vorbereitungen...

 

Sonntag, 31.07.88

18:40 Uhr, km 000

Mein Fahrrad steht generalüberholt und startklar in der Garage. Kilometerstand: 1.588,7. Das sind etwa 100 km mehr als beim Abschluß meiner Irland-Tour vor 3 Jahren! Trainingskilometer in diesem Jahr: 0.0.

Deshalb ist mir auch etwas mulmig zumute, denn ca. 1.500 km Landstraße (soviel habe ich mir jedenfalls vorgenommen) liegen in den nächsten 3 Wochen vor mir. Die Route ist grob geplant - wenngleich auch etwas detaillierter als bei der letzten Tour. Offenbar habe ich aus den negativen Erfahrungen der Vergangenheit, sprich falsch eingeschätzten Entfernungen, nicht mehr existierenden  Schiffsverbindungen, schlechtem Kartenmaterial etc. doch etwas gelernt.

5 Tage habe ich eingeplant bis zur holländischen Küste, 5 für die Fahrt durch Nordengland, 5 für die Fahrt durch Schottland. Macht insgesamt 1.500 km in 15 Fahr-Tagen, also durchschnittlich 100 km pro Tag. Zwischen den einzelnen "großen" Etappenzielen dann immer 1 - 2 Tage Pause - macht alles in allem 3 Wochen.

Mein erstes großes Etappenziel heißt Rotterdam. Dort muß ich bereits am kommenden Freitag sein. Um 18.00 Uhr geht meine Fähre nach Hull. Diesmal habe ich bereits vorab gebucht. Habe mich überhaupt etwas genauer erkundigt, nachdem ich letztes mal diesen Punkt (Fährverbindungen) nicht ernst genommen hatte und deshalb mein ganzer Zeitplan (und auch meine Laune) etwas durch- einander geriet...

Mein ursprünglicher Plan ging davon aus, als ersten "Ruhetag" die Überfahrt Rotterdam - Hull anzusetzen. Aber die Überfahrt findet - genau wie vor drei Jahren von Wales nach Irland - über Nacht statt. Nur dieses mal weiß ich es schon vorher und kann mich darauf einstellen. Meine Satteltaschen stehen seit 10 Minuten gepackt vor mir. Auch mit dem Packen habe ich mir diesmal noch mehr Mühe gegeben. Habe alles nicht nur zweimal, sondern dreimal in die Hand genommen. Es ist nur das dabei, was wirklich gebraucht wird. Aber das ist für 3 Wochen auch nicht gerade wenig, zumal es nicht in den sonnigen Süden geht, sondern, wenn's klappt, in die schottischen Highlands.

 

Das Gepäck wiegt alles in allem 12,5 kg. Die Satteltaschen sind übriges neu. Habe mir nach Jahren endlich den Luxus erlaubt, und die Asbach-uralt-Taschen gegen zeitgemäßes Gepäck (Haberland) eingetauscht. Die neuen Taschen lassen sich, da sie an einem Stück sind, auch ohne Rad relativ problemlos transportieren - das ist insbesondere wegen der Heimfahrt mit der Bahn ganz praktisch.

Ebenfalls von der letzten Tour gelernt habe ich, einen Mindestvorrat an Fremdwährung mitzunehmen. Habe 200,00 DM in holländischen Gulden und ebenfalls 200,00 DM in britischen Pfund dabei. Ansonsten verfüge ich noch über einen ausreichenden Vorrat an Euroschecks - damit bin ich bisher im Urlaub immer am besten gefahren.

Eine Reisegepäck- und Reisekrankenversicherung habe ich ebenfalls abgeschlossen. Das zur Vorbereitung - es sei festgehalten, für die Planung der nächsten Tour. Apropos Planung: Das britische Fremdenverkehrsbüro in der Neuen Mainzer Straße in Frankfurt ist sehr zu empfehlen. Dort wurde ich mit Prospekten nur so eingedeckt. Von Schottland war ausgezeichnetes Kartenmaterial dabei - völlig kostenlos. Und in punkto Fährverbindungen wußten die 100-prozentig bescheid, besser als jedes Reisebüro. 

Jetzt kann's also losgehen! Erstes großes Etappenziel: Rotterdam. Zweites Ziel: Edinburgh. Drittes und letztes Ziel dann schließlich Loch Ness, bzw. Inverness wegen des Bahnanschlusses. Davor natürlich noch ein Stück durch die Highlands. Von Inverness aus geht's dann wieder mit der Bahn zurück, mehr werde ich vermutlich aus zeitlichen Gründen nicht schaffen, denn ich habe meiner Familie versprochen, spätestens nach drei Wochen wieder zurück zu sein.

Soweit zum Plan - der natürlich nicht unbedingt eingehalten werden muß. Aber - und dies ist wiederum einer der wichtigsten Erfahrungen aus den vorangegangenen Touren - man sollte eben im Hinblick auf die Routen-Planung nicht zuviel dem Zufall überlassen, sonst läßt die Enttäuschung nicht lange auf sich warten. 

Gut gemeinte Ratschläge am Straßenrand, plötzliche Eingebungen etc. entpuppen sich nur allzu schnell als Flops und die daraus resultierenden Umwege machen Dir dann zu schaffen und bringen den ganzen Zeitplan durcheinander. Unnötige Umwege von 30 km oder mehr können mit dem Fahrrad  - und vor allem mit Gepäck - an einem Tag schon eine ganze Menge sein.

Die Route für morgen steht bereits fest. Tagesziel: Koblenz. Ich werde noch einmal die Strecke fahren, die ich zusammen mit meinen Freunden vom Budokan vor jetzt schon mehr als 10 Jahren gefahren bin, als wir mit den Rädern nach Amsterdam unterwegs waren: Über Königstein, Bad Schwalbach durch das Wispertal nach Lorch. Dann linksrheinisch weiter bis nach Koblenz.

Das Wetter ist heute ausgezeichnet, für morgen ist allerdings für die zweite Tageshälfte Regen angesagt. Auf der Lenkertasche liegt die Hessen-Karte 1:250.000, dazu mein "Gebetbuch" für die erste Etappe.